Über den Wolken mit Ballonfahrten Brandmeier im Regenbogenballon
Als Wolfgang Brandmeier als junger Mann seinen ersten Heißluftbal-lon sah, war es um ihn geschehen. Das war in Walldorf, vor über 27 Jahren. „Danach wollten mein Bruder und ich unbedingt mal selbst eine Ballonfahrt machen“, erinnert er sich. Nachdem sie bei den Ballonteams in der Region die Klinken geputzt hatten und überall Wartezeiten von bis zu einem Jahr in Kauf nehmen hätten müssen, bekamen sie einen heißen Tipp: Eine Ballonschule in Mainz suchte gelegentlich für Schulungsflüge nach Passagieren – die Brandmeiers fuhren hin, stiegen ein und waren sofort Feuer und (Brenner-)Flamme.
Noch während der ersten Fahrt reifte in Wolfgang Brandmeier der Entschluss, selbst einmal einen Ballon zu lenken. Der Ausbilder schlug vor, die erste Fahrt gleich als Ausbildungsstunde zu nutzen – gesagt getan. Heute, 27 Jahre später ist Brandmeier Ballonfahrer aus Leidenschaft. Seinen Regenbogenballon mit dem charakteristischen Emblem der Mannheimer Adler auf der einen, und dem Logo des hie-sigen Lokalradios auf der anderen Seite, sieht man in der Rhein-Ne-ckar-Region bei gutem Wetter oft am Morgen- bzw. am Abendhimmel.
Wissenschaft für sich Ballonfahren ist anders als Fliegen im Flugzeug oder Helikopter. Quasi eine Wissenschaft für sich: Bevor der Korb gen Himmel abhe-ben kann, bedarf es genauer Berechnungen, vom Gesamtgewicht über die Außentemperatur bis zur Windgeschwindigkeit muss alles berücksichtigt werden.
Made in Germany
Der Korb des Regenbogenballons – übrigens wie die Ballonhülle, die Gasflaschen und der 2 x 4000 PS-Brenner auch „made in Germa-ny“ – ist für sechs Personen ausgelegt. Bis zu fünf Passagiere kann Brandmeier als Pilot also mitnehmen. Fahren tut er das ganze Jahr über – auch wenn die Hauptsaison von April bis Oktober geht. In Höhen von bis zu 3000 Metern erleben die Passagiere bei einer Fahrt die Welt aus einer ganz anderen, ganz und gar nicht alltäglichen Per-spektive.
Sicherheit geht vor
Sicherheit steht dabei stets an erster Stelle: Jährlich werden Pilot und Gefährt genauen Checks unterzogen, Brandmeier beim Flieger-arzt und der Ballon beim TÜV – denn als gewerblich eingetragenes Luftfahrtunternehmen unterliegt Regenbogenballon strengsten Sicherheitsnormen. Seit Beginn seiner Laufbahn ist Brandmeier
bis heute unfallfrei geblieben.
„Bei Sicherheit gibt es bei mir keine Kom-promisse“, meint der Pilot, der auch nur dann in die Luft geht, wenn er sich 100 Prozent sicher ist, dass das Wetter auch passt. Majestätisch
Am Anfang habe ihn die schiere Größe eines Ballons schon fasziniert. In der Tat. Wenn er nicht stecknadelkopfgroß am Himmel zu sehen ist, bietet der Regenbogenballon auf der Wiese einen majestätischen Anblick: 4250 m³ – das bedeutet ungefähr die Größe von drei Ein-familienhäusern. Beim Ballonfahren ist Teamwork angesagt, deshalb heißt es auch für die Passagiere manchmal mit anpacken. Da ist die Freude darüber, wenn es heißt „einsteigen“ umso größer.
Spiel mit den Elementen
Besonders reizt Wolfgang Brandmeier die präzise Navigation mit sei-nem Gefährt: „Die Beherrschung des Equipments und das Spiel mit dem Wind. Als ich das gelernt hatte, war das ein tolles Gefühl.“ Denn auch das ist gar nicht so einfach. Bis die trägen Luftmassen in Bewe-gung sind, bedarf es einiges an Erfahrung und Können. Eine genaue Landung am geplanten Ziel ist immer die Motivation.
Mit dem Wind
Man friert selten, denn im Ballon ist es immer absolut windstill. Als sogenannter Aerostat bewegt er sich mit dem Wind und hat immer genau dessen Geschwindigkeit, meist zwischen 15 und 20 Kilome-ter/Stunde. Zugluft gibt es also nicht. Außerdem strahlt der Brenner auch immer ein wenig seiner Hitze nach unten ab, so dass auch in großer Höhe niemand frieren muss.
Farbenpracht
Aber das Fahren in solchen Höhen ist auch nicht vorrangig das, was Brandmeier so schätzt: „Für mich persönlich macht der Reiz das Fah-ren eher in niederen Höhen aus. Die Details zu erkennen und die Menschen, die einem winken, das finde ich toll. Natürlich hat aber auch eine Fahrt über den Wolken ihren Reiz.“ Am liebsten, verrät er uns, fährt er im Herbst: „Wenn die Wälder sich umfärben und die Weinberge in knalligem Rot und Gelb strahlen.“
Traditionen
Denn übrigens: Ballone fliegen nicht, sie fahren: Als die Brüder Mont-golfier 1783 das Meer der Lüfte in ihrem Fesselballon besegelten, übernahmen sie die Sprache der Seefahrt, das hat sich bis heute nicht geändert. Und wer die Jungfernfahrt nach 1 bis 1,5 Stunden er-folgreich bestanden hat, auf den wartet zurück im Schoß von Mutter Erde eine alte Tradition: Mit der Ballonfahrertaufe gelangen alle Pas-sagiere in den Adelsstand der Ballöner, ein Glas Sekt und eine Urkun-de gibt’s dazu: Da bleibt nur noch zu sagen: Glück ab, gut Land! (jr)